Raliv sah sie schmunzelnd an. Vielleicht sollte er sie nicht zu sehr erschrecken. Allerdings brannte er darauf zu erfahren wie weit sie jetzt war.
Sie versuchte seinen Blicken aus zu weichen.
Selana konnte die Anspannung im Raum kaum noch ertragen. „ Ich werde mich eben um dein Pferd kümmern!“ Schnell verließ sie das Haus.
Raliv sah nur kurz auf, dann konzentrierte er sich wieder auf Cihlar. „ Ich würde gerne mit dir reden. Wie wäre es wenn du mir die Umgebung zeigst?“ Er sah sie lächelnd an. Sie sah ihren Vater fragend an,aber er nickte ihr nur zu.
„ Einverstanden, allerdings weiß ich nicht, was sie eigentlich von mir wollen!“
„ Ich denke dass werde ich dir alles noch sagen! Las uns einfach ein wenig Spazieren gehen.“ Raliv erhob sich und reichte ihr seine Hand. Cihlar erhob sich ohne auf sie zu achten.

Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander. Sie wollte nicht mit ihm reden, allerdings konnte sie auch nicht sagen was sie an ihm nicht mochte.
„ Ich weiß das du mir nicht traust, aber ich bin hier um dir zu helfen.“ Raliv blieb stehen und schaute sie an. „ Wobei helfen? Ich kann mir kaum vorstellen das sie mir in irgendeiner weise helfen könnten!“ Sie sah ihn skeptisch an. Er überlegte einen Augenblick. „ Ich weiß das du einige Fähigkeiten besitzt die, sagen wir mal, nicht normal sind! Ich weiß auch das Selana dir gesagt hat das du nicht ihr leibliches Kind bist. Weißt du, es gibt eine Prophezeiung....“ Sie unterbrach ihn; „ so ein Blödsinn! Klar, und ich soll das sein!“ Sie sah ihn spöttisch an! Dachte dieser Mann etwa das sie noch ein kleines Mädchen wäre das so einen Unsinn glauben würde?
Raliv grinste sie an; „ ist es für dich denn nicht komisch mit den Bäumen reden zu können? Oder das du die Gedanken der anderen lesen kannst? Was ist damit das du die Fähigkeit hast für die anderen unsichtbar zu sein, oder das die Tiere dir so zutraulich sind?“
Sie wurde blass! Sie wollte dies alles nicht! Cihlar musste sich setzen weil sich alles drehte. Raliv sah sie nun besorgt an.
„ Du brauchst keine Angst zu haben, aber es hat auch keinen Sinn einfach die Augen vor der Wahrheit zu verschließen!Ich weiß, ich verlange viel von dir, aber mir und dir bleibt keine andere Wahl!“ Er schaute sich um.

Cihlar selbst merkte kaum etwas davon. Sie sah einen Mann und ihre Mutter am Gartentor stehen, aber sie wollte sich nicht davon ablenken lassen. Ihr ganzer Körper fühlte sich komisch an. Alles an ihr schien sich auf zu lösen!
Raliv drehte sich wieder zu Selana um. „ Las uns wieder ins Haus gehen, vielleicht ist sie ja schon wieder dort, und wir haben sie nur gerade verpasst!?“ Selana stimmte zu und sie gingen wieder zurück.
Cihlar atmete tief durch! Sie konnte ihre Tarnung nicht mehr länger halten. „ Wir sind sehr stolz auf dich;“ raunten die Bäume. Sie setzte sich erschöpft auf den Boden. Diese Übungen waren immer sehr anstrengend, aber was ihr fehlte waren Antworten! Warum war sie dazu in der Lage? Was für einen Zweck hatte dies alles? Sie schüttelte resigniert den Kopf.
„ Du solltest jetzt ins Haus gehen, sie warten schon auf dich.“ Cihlar sah auf. Was wollte dieser Mann von ihr?
„ Du wirst doch nicht etwa Angst haben?“ Sie stand auf und drehte sich dem Wald zu. „ Wenn ich ehrlich sein soll, schon ein klein wenig! Nicht unbedingt vor diesem Mann, eher vor mir selber!“ Sie senkte den Kopf und ging zum Haus.

Ihre Eltern saßen mit Raliv zusammen am Tisch und unterhielten sich. Cihlar blieb in der Türe stehen. Ihre Beine zitterten noch ein wenig und sie wusste auch nicht was sie sagen sollte.
Ihre Mutter stand auf und ging zum Herd. „ Ich habe dir etwas zu Essen gemacht. Komm, setze dich an den Tisch ich werde dir einen Teller zubereiten.“ Sie folgte der Aufforderung wie betäubt.
Dieser Mann strahlte etwas beängstigendes aus!

-Ich weiss das du meine Gedanken lesen kannst!-Cihlar sah ihn entsetzt an! Sie wäre am liebsten aus der Türe heraus gerannt, aber sie wusste das es nichts gebracht hätte! Sie sah schnell auf ihren Teller. Konnte er etwa auch ihre Gedanken lesen?

Edit: Gedankenstriche werden leider nicht genommen hier!

Neris war endlich fertig und freute sich sehr auf sein Bett. Als er zum Haus kam erkannte er gleich an dem Sattel das Raliv nach all den Jahren wieder da war. Er hatte immer diesen Augenblick verdrängt! Nun war es also soweit!
Einen kurzen Moment blieb er vor der Türe stehen um sich darauf vor zu bereiten was nun kommen würde!
Selana und Raliv saßen am Küchentisch und tranken Pile. Neris nahm sich einen Becher aus dem Schrank und setzte sich zu ihnen. Er wusste einfach nicht was er sagen sollte! „ Ich freue mich, das es euch gut ergangen ist;“ versuchte Raliv das bedrückende schweigen zu brechen. „ Ihr habt wirklich gut für Cihlar gesorgt!“ Selana schaute ihren Mann aufmunternd an. Dieser räusperte sich; „ nun wir haben auch viel Freude an ihr!“ Neris sah in seinen Becher. Er konnte Raliv nicht ins Gesicht sehen, weil er genau wusste was er wollte. „ Soll ich sie holen?“ Selana war schon im begriff auf zu stehen. „ Nein, ich denke ich möchte sie gerne alleine sprechen. Aber es hat noch etwas Zeit.“
Sie saßen noch eine weile zusammen und redeten über belanglose Dinge. Raliv wollte ihnen etwas Zeit lassen sich an die neue Situation zu gewöhnen. Vieles würde sich nun in ihrem leben ändern.

Cihlar bewegte sich nicht. Sie hatte ihre Augen geschlossen weil sie sich so besser konzentrieren konnte. Raliv stand weit genug entfernt um sie nicht zu stören. Er war erstaunt wie viel Kraft sie ausstrahlte! Es war die richtige Endscheidung gewesen sie hier hin zu bringen, dessen war er sich nun sicher!
Raliv wollte gerade zurück ins Haus, als Selana zu ihm trat. „ Wo ist sie? Cihlar sollte sich doch eigentlich um den Garten kümmern!“ Raliv drehte sich um. Er konnte sie auch nicht mehr entdecken! < Sie ist weiter als ich dachte.>

Kapitel 2

Neris war wieder einmal dabei seinen Fang der letzten Nacht zu entladen, als wieder einmal Pferdehufe zu hören waren.
Er kümmerte sich nicht weiter darum da ja Selana für die Geschäftlichen Dinge zuständig war.
Selana sah aus dem Küchenfenster und wusste gleich das es nur Raliv sein konnte. Sie eilte hinaus weil sie verhindern wollte das er zuerst auf Cihlar traf.
Raliv stieg müde von seinem Pferd. Er hatte einen langen Weg hinter sich ohne lange Pausen ein zu legen.
Er war sich seiner Sache nie so sicher gewesen. Vieles hätte in all den langen Jahren schief gehen können, aber bis zu diesem Zeitpunkt hat alles genau gestimmt!
„ Sei gegrüßt Raliv. Wir freuen uns dich wieder einmal in unserem Heim begrüßen zu dürfen. Neris ist noch beim Boot,
aber ich kann ihn sofort holen wenn du willst!“ Raliv lächelte Selana an. „ Er wird schon kommen wenn er fertig ist! Es eilt nicht so sehr. Las uns ins Haus gehen und ich würde mich freuen wenn du noch etwas Pile über hättest.“

Cihlar war zu der Zeit im Gemüsegarten und kümmerte sich nicht weiter um die Stimmen die zu ihr drangen. Sie war zu sehr in ihren Gedanken vertieft. Die Bäume raunten ihr zu; „ los, versuche es noch ein mal! Du schaffst es!“ Sie sollte eigentlich das Unkraut zupfen und dann noch etwas Gemüse für den Mittagstisch herein holen. Aber sie nutze jede sich bietende Gelegenheit um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Cihlar konzentrierte sich! Sie nahm die Umgebung so tief wie möglich in sich auf! Ihre Stirn fing an zu kribbeln dann ihre Fingerspitzen. Ihr Herz pochte vor Aufregung, aber sie lies sich nicht beirren! „ Gut so! Werde eins!“ Die Bäume rauschten im Einklang! Cihlar stand ganz still.